USA Reiseberichte im Netz

Hallo Bine,
danke dass Du dir die Zeit nimmst, uns ein Interview zu geben.

Wie kam es damals bei dir zur Idee Amerika zu erkunden?

Bine: Am Anfang war.... Karl May! Ja, tatsächlich! Ich bin mit den Karl-May-Büchern meines Vaters aufgewachsen. Dadurch wurde mein Interesse an den Indianern Nordamerikas geweckt und DIE waren letztlich der Auslöser für meinen Reisewunsch.

Hattest Du dir die USA so vorgestellt als ihr das erste Mal dort wart?

Bine: Nö. ;-) Da war ich genau wie jedes andere Greenhorn. Allerdings haben wir uns doch insgesamt recht gut vor der ersten Reise informiert. Wir haben über ein Jahr geplant, Reiseführer gewälzt usw, denn das Internet gab es damals noch nicht in der Form wie heute.

Was ist der größte Unterschied zwischen Amerika und Europa?

Bine: Die unglaubliche Weite der Landschaften und die Lockerheit der Menschen dort.

Was sollten die Amerikaner von den Europäern übernehmen?

Bine: Das ist schwer zu beantworten. Ich glaube nicht, dass es viel gibt, was 1 zu1 in die USA übertragen werden könnte. Umgekehrt genauso. Dazu sind die Verhältnisse zu unterschiedlich und auch die Menschen und ihre Ansichten.

Was rätst Du jedem Erstbesucher?

Bine: ZEIT nehmen!!! Leider leider passiert genau das Gegenteil. Im Gedanken, möglichst viel sehen zu wollen, machen alle Newbies (ich eingeschlossen damals!) den großen Fehler, für die Parks und Städte zu wenig Zeit einzuplanen. Uns ging es damals so, dass wir erst Wochen NACH der Reise anhand der Fotos realisierten, was wir eigentlich alles „gesehen“ hatten. Wirklich erlebt haben wir die USA damals nicht, wir sind durchgerast. Aber man muss die USA „erleben“ und das geht nur, wenn man gemütlich die Highways entlangcruist mit ner guten CountryCD im Player und sich auch die Zeit nimmt, die Natur zu erwandern (ich rede nicht von Hardcore-Wanderungen!).

Was war Dein Highlight auf den Reisen gewesen, das nicht jeder kennt?

Bine: Ein Highlight, das nicht jeder kennt??? Öhm... bei all den Internetseiten heutzutage ist es schwer, etwas für sich allein zu haben. ;-)
Mein persönliches Highlight ist immer wieder der allseits bekannte Bryce Canyon. Er ist mein absoluter Lieblingspark und ich habe bei weitem noch nicht alle Wanderungen dort gemacht.
Auch die Wanderung zur Wave oder der Besuch von Biosphere II sind tolle Erlebnisse gewesen.
Aber letztlich gibt es soooo viele schöne Ecken, dass ich kaum von einem einzigen Highlight sprechen kann...
Ach ja, ein echtes Highlight war für mich der Besuch der Prairiedog Town im Badlands NP: wir saßen lange mitten unter den Nagern und haben es genossen, wie sie um uns herumwuselten. Tiere in freier Wildbahn mit Bedacht (!) erleben, das ist für mich ein sehr großes Abenteuer!

Der Amerikaner ist...

Bine: ...unglaublich entspannt! Zumindest außerhalb der Großstädte... ;-)

Könntest Du dir vorstellen dort zu leben? Warum und wenn, wo?

Bine: Ja und nein. Ich möchte nicht dort arbeiten müssen. Das kann nicht jeder. Arbeiten in den USA ist anders als hier. Wäre ich auf Arbeit nicht angewiesen, könnte ich mir sehr gut vorstellen, drüben zu leben. Meine Lieblingsregion wäre die Gegend um den Bryce Canyon oder aber die Stadt Santa Fé!

Woran sollte man bei der Reise auf keinen Fall sparen?

Bine: An den Unterkünften! Habe ich grade auf der diesjährigen Reise wieder bemerkt. Kettenmotels sind auf Dauer nix. Ich habe mittlerweile des öfteren mal ein Bed & Breakfast zwischendrin. Man lernt die Menschen kennen, hat meist wirklich tolle Unterkünfte und ein gutes hausgemachtes Frühstück.
Prinzipiell sollte man aber NIE den Cent umdrehen, wenn man eine USA-Reise macht! Leider machen das die Deutschen allzu oft in ihrem Sparwahn...

Camper oder Leihwagen, weil...

Bine: Leihwagen, weil ich gerne unabhängig bin und mit einem SUV auch mal eine Piste abseits fahren kann (bevor einer fragt: mir ist bewußt, dass ich dabei den Versicherungsschutz riskiere). Außerdem möchte ich lieber in einem gescheiten Bett schlafen.
Camper oder Auto/Zelt ist aber eine tolle Variante für alle Naturliebhaber. So hat man die Möglichkeit, innerhalb der Parks zu nächtigen und „dem Wind zu lauschen“ (wie die Indianer sagen). Camper schränken allerdings die Bandbreite der Straßennutzung ein und man kann im Sommer damit auch nicht ins Death Valley fahren, daher bin ich bisher immer wieder bei der Variante Auto/Motel gelandet.

Kontakt zur Polizei gehabt?

Bine: Nicht dass ich mich erinnere. Nur mit der Boarder Patrol im Süden Arizonas (bereits mehrfach beim Besuch des Organ Pipe Cactus NM, das ist unumgänglich) und einmal mit einem Ranger in einem National Monument. Bin zu schnell gefahren... * rotwerd *

Bist Du dort mal in ein Fettnäpfchen getreten, wenn ja welches?

Bine: Och, jede Menge! * lach *
Vor allem durch die falsche Aussprache einiger spezifischer Wörter wie z.B. den Tioga Pass (sprich: Tai-OH-ga). Wir haben uns mal mit einem älteren Ehepaar über unsere weitere Strecke unterhalten und sprachen immer vom TIE-oh-ga Pass. Sie haben uns nicht verstanden, bis nach mehrerem Wiederholen bei dem Herrn der Groschen fiel: Ah, you mean TAI-OH-GA..... * lach *

Welche drei Tipps würdet Du jemanden geben der eine USA-Reise plant?

Bine: Zeit (Nicht zu viel in die Route packen. In 2 Wochen kann man nicht 5 Staaten entdecken.)
Toleranz/Verständnis für die Natives und Latinos (bitte vor Pueblo- und Reservatsbesuchen über die Gebräuche informieren!)
Auf Neues einlassen und nicht schon beim Frühstück meckern, dass es keine Wurst gibt!

Du bist ja nun wirklich oft in den Staaten. Was stört Dich bei den Touristen am meisten?

Bine: Das kommt auf den Touristen an. Massentourismus liegt mir gar nicht. Die meisten, die mit Bussen das Land bereisen, sind wie die Heuschrecken: schnell raus, alles abgrasen und weiterhechten. Und natürlich muss morgens die Butterstulle mit Wurst und Käse vorhanden sein, am liebsten Vollkorn, sonst wird gemeckert! Schrecklich! Am liebsten sind mir Individualtouristen, die mit offenen Augen durchs Land gehen und ihre Gastgeber respektieren.
Aber: jedes Land hat seine „Heuschrecken“... ;-)

Du betreibt ja die Seite www.usawest.de. Wie kam es zu der Idee, eine Webseite zu erstellen?

Bine: Ich habe Ende der 90er den Gedanken ins Auge gefasst, nach der dritten USA-Reise. Hauptsächlich wollte ich meine Fotos zeigen und meine Reiseerfahrungen weitergeben.

Wir haben gesehen was für eine Arbeit eine Webseite ist. Woher kommt dein Antrieb und die Zeit?

Bine: Der Antrieb ist die Liebe zu den wunderbaren Landschaften in den USA. Die Zeit? Naja.... die nimmt man sich halt. Mal mehr, mal weniger...

Aber neben deiner ‘privaten’ Website hast Du ja auch das nordamerika.us/. Ist das kein Fulltime Job?

Bine: Jou, schon. Alleine könnte ich das auch gar nicht bewerkstelligen. Ich habe einen technischen Admin und einen der mir bei sonstigen Angelegenheiten hilft. Dieses Forum ist mittlerweile eine kleine gewachsene Gemeinde. Wir sind (zum Glück) kein großes Forum. Mein technischer Admin hat sie im Jahr 2000 ursprünglich aus der Taufe gehoben und mich als Admin angeworben. Nunmehr habe ich das Forum im Jahr 2010 von ihm als Eigentümerin übernommen. Wir haben auch einige Moderatoren, die immer wieder zur Stelle sind, wenn was gemacht werden muss. Ein Forum alleine führen kann man nicht!

Was wird in deinem Forum am meisten gefragt?

Bine: Alles rund um die Routenplanung und bestimmte Ziele. Ein beliebter Bereich sind die Reiseberichte, von denen sich in den letzten 3 Jahren etwa 80 angesammelt haben mit teils spektakulären Zielen.

Danke für das Gespräch!
Bine: Gern geschehen. :-)